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nach Jericho.KERAK. 10. Route. 315 und die grossen Summen, welche von ihnen erwartet werden, weil sie
bezahlt worden sind, haben die Leute bereits demoralisirt und ihre an-
geborene
Habgier entflammt. Daher sind die Leute von Kerak nicht mit
Unrecht in Verruf gekommen; nur Lynch hat sich trefflich aus der
Schlinge gezogen, indem er den muslimischen Schêch von Kerak, der
Drohungen ausstiess, umringen und als Geissel zum Todten Meere mit
hinabführen liess. Die Fremden werden noch heute unverschämt be-
drückt
. Kerak zählt etwa 600 Häuser, von denen ein Viertel von
Christen bewohnt ist. Die Häuser sind Lehm(Pisé-)bauten mit flachen
Dächern; die Querbalken der Zimmer ruhen auf zwei Bogen. Jedes
Bauernhaus enthält einen oder mehrere Kuwâr, grosse Vorrathstruhen
aus Lehm. Wer keine Zelte bei sich hat, lasse sich in die Medâfe,
das allgemeine Gasthaus, führen und gebe unmittelbar vor der Abreise
ein Geschenk, ohne sich um das Geschrei zu bekümmern, denn dasselbe
Geschrei würde erfolgen, wenn man das Vierfache gegeben hätte. Die
Einwohner, Christen (Griechen) sowohl als Muslimen, sind sehr aber-
gläubisch
; doch wende man sich an die Christen, die im Ganzen zuver-
lässiger
sind; sie stehen unter einem besonderen Schêch. In neuester Zeit
hat sich sogar die protestantische Mission in Kerak Eingang zu verschaffen
gesucht.

Die Aussicht von Kerak, das circa 970m über dem mittelländischen
Meere liegt, umfasst, besonders von der Höhe des Castells, das Todte
Meer und die umgebenden Gebirge. In der Ferne sieht man den Oelberg
und hinter demselben sogar den Russenbau. Das Jordanthal übersieht
man bis zu den Höhen von Jericho hinauf. Obgleich die umliegenden
Berge theilweise die Stadt überragen, so ist die Lage doch sehr fest; auch
ist Kerak von einer jetzt an mehreren Stellen eingefallenen Mauer mit fünf
Thürmen umgeben. Der nördlichste Thurm ist am besten erhalten und zeigt
ausser einer Inschrift auch Löwenfiguren, wie sie uns von arabischen
Denkmälern der Kreuzfahrerzeit bekannt sind; die unteren Theile der
Mauer sind, den Bausteinen nach zu urtheilen, wohl älter. Ursprünglich
hatte die Stadt nur zwei Eingänge, beide aus Felsentunnels bestehend;
doch kann man jetzt auch von NW. über Mauerbreschen in die Stadt ge-
langen
. Der Tunnel an der NW.-Seite hat einen Eingangsbogen, der in die
Römerzeit zurückreicht (trotz der arabischen Inschrift). Durch diesen un-
gefähr
80 Schritt langen Gang kommt man in die Nähe des Thurmes von
Bibars (NW.), welcher Name auf einer Inschrift neben zwei Löwen steht.
Die Mauern sind sehr dick und massiv und haben Gucklöcher. Heute
dienen die Gewölbe als Vorratskammern.

Das interessanteste Gebäude von Kerak ist das mächtige Castell an der
Südseite. Von dem anstossenden Hügel S. ist es durch einen grossen
künstlichen Graben getrennt, und ein Wasserreservoir daselbst angelegt;
ebenso läuft ein Graben an der N.-Seite der Festung, und gegen O. ist eine
bedeutende Böschung. Auf diese Weise ist die Burg von dem Städtchen
getrennt. Die Mauern sind von bedeutender Dicke und wohl erhalten. Die
weitläufigen Gallerien, Corridore, Hallen geben ein prächtiges Bild eines
Kreuzfahrerschlosses. Die oberen Stockwerke sind zerfallen; ihre Zugänge
sind dagegen noch wohl erhalten. Durch eine Treppe steigt man in eine
unterirdische Capelle hinab, woselbst noch Spuren von Fresken sichtbar
sind. Im Innern der Festung befinden sich viele Cisternen. Obwohl die
Quellen in unmittelbarer Nähe unterhalb der Stadt liegen, so sind inner-
halb
derselben grosse Wasserbehälter angelegt (namentlich beim Bibars-
thurm
). Die heutige Moschee von Kerak war ursprünglich eine christ-
liche
Kirche; die Pfeiler und Bogen derselben sind noch vorhanden. Das
Eingangsthor besteht aus einem Spitzbogen; von den christlichen Sym-
bolen
, welche die Muslimen nicht zerstört haben, ist noch die Sculptur
eines Kelches zu sehen. Die christliche Kirche ist dem heiligen Georg
(el-Chidr, S. 98) geweiht und enthält Bilder im byzantinischen Styl. Die
Griechen haben hier auch eine Schule; der griechische Schulmeister kann
dem Fremden ein Haus zeigen, in welchem sich Ueberreste eines präch-
tigen
römischen Bades, besonders ein schöner Marmorboden erhalten
haben.